ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová
Anetta Mona Chişa, * 1975 in Nădlac (RO), lebt und arbeitet in Prag (CZ)
Lucia Tkáčová, * 1977 in Banská Štiavnica (SK), lebt und arbeitet in Prag und Bratislava (SK)


Artist Statement

Wir verbinden in unserer Arbeit Praktiken verschiedenster Art, um den historischen, wissenschaftlichen und philosophischen Unterbau der Gesellschaft einer kritischen Prüfung zu unterziehen. In einer von Worten beherrschten Welt (Sprache=Spektakel=Nomenklatur) suchen wir nach Ausdrucksformen und einer Sprache, die Veränderungen bewirken können (Klatsch, Witze, Mantras, Beschwörungsformeln, mündliche statt schriftliche Überlieferung usw.). Kunst ist für uns ein alchemistischer Prozess, der eine transformative (magische) Wirkung ausüben soll, ein homöopathischer Prozess, der die Gestalt der Welt verwandeln kann. Der Rückzug ins Zauberreich kann auch als politischer Akt verstanden werden, als Flucht in ein Territorium außerhalb der ökonomischen, rechtlichen oder politischen Kontrolle, außer Reichweite des Machtapparats. Ein weibliches Paar löst bei Männern durchaus erotische Fantasien aus. Aber genau weil wir ein solches Paar sind, haben wir auch die Kraft und Courage, der Sublimierung dieser Fantasien entgegenzutreten. Sich als Frauenduo zu formieren und zu performen fordert die Klischees heraus, die der Frau von der Gesellschaft auferlegt werden, und demontiert die selbst auferlegten (internalisierten) Mechanismen der Männerherrschaft, der sich viele Frauen unterwerfen. Wir gehören einer Generation an, die gezwungen war, die Vergangenheit zu vergessen und eine neue Version der Vergangenheit wieder neu zu entdecken. Alles, was wir in der Schule gelernt hatten, erwies sich plötzlich als falsch. Unser Vertrauen in die Institution der Geschichte als Bewahrer der „Wahrheit“ war erschüttert. Wir sind interessiert an den untoten Monaden der Vergangenheit, die durch die Gegenwart spuken, und an den Embryos der Zukunft in der Vergangenheit. Wir erleben heute eine Wiederkehr der Geschichte. Allzu früh wurde das „Ende der Geschichte“ verkündet (Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte, München, 1992). Es ist an der Zeit, die Vergangenheit neu zu denken und, wie Lenin schrieb, wieder am Anfang anzufangen.

Auszüge aus „From Flirtation through Fatal Attraction to Fixation – Balancing out the Scales of Power“, Raluca Voinea im Gespräch mit Anetta Mona Chişa und Lucia Tkáčová




CurnierJardin_AMI_pretresse_double

Try again. Fail again. Fail better, 2011
Video, Farbe, Ton, 7:57 Min., courtesy Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová