ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 

Weltzeit. Die Welt als Transitzone

Die erste Sektion simuliert mit den hier gezeigten künstlerischen Arbeiten die Utopie einer in Zeit und Raum geeinten Welt und zugleich den Widerstand der Realität. Der Flughafen liefert dafür eine geeignete Metapher. Die Transitzone eines Flughafens ist ein Ort, an dem man nicht bleiben und nicht ankommen kann, sondern weiterfliegt. Die Weltzeit hat den Raum kartografiert, der Flugverkehr hat seine Grenzen zur Zeit verwischt. Die Künstlergruppe Raqs Media Collective findet für die Kollision von Zeit und Raum in der persönlichen Erfahrung eine eindrucksvolle Anschauung. Die heutige Künstlergeneration befindet sich, wie es in einem Kommentar zu ihrer Arbeit Escapement (2010) heißt, „im Zustand eines permanenten Jetlags, wodurch wir leicht aus der Zeit herausfallen“. Zeitgenossenschaft birgt in sich „die Gleichzeitigkeit ganz verschiedener Lebensformen“. Mit seiner Installation Centro di Permanenza Temporanea (2007), einer verlassenen Gangway, auf der Asylsuchende hilflos zurückbleiben, entwickelt Adrian Paci, ebenso wie Hito Steyerl mit ihrem Video In Free Fall (2010) über einen Flugzeugfriedhof, den Topos des Flughafens als imaginären und doch so schmerzhaft realen Ort der Globalisierung weiter. Nicht nur betreiben KünstlerInnen ihre Projekte simultan an mehreren Orten, entweder online oder mit mehreren Studios. Wie die Installation Para Production (2008) von Ni Haifeng zeigt, werden auch ihre Produkte in verschiedenen Weltgegenden konzipiert und hergestellt. Diese Praxis zeugt von einem neuen Stand der Dinge, der den Kunsthandel in der globalen Ära kennzeichnet.